Etappe V: Chiemsee – Königsee

16. Juli 2020

5. August 2020.Gitka.0 Likes.0 Comments

Erstes Tagesziel soll heute die Herreninsel auf dem Chiemsee sein. Da die Fährverbindungen von Bernau aus doch recht dürftig sind, beschließen wir das kurze Stück nach Prien zu fahren. Das Wohnmobil werden wir direkt am Hafen auf einem der zahlreichen Parkplätze los und stiefeln schließlich zur Kasse um Hin- und Rückfahrttickets auf die Herreninsel zu kaufen. Hier hat man natürlich auch die Möglichkeit die Fahrt auf dem Chiemsee noch durch die Fraueninsel zu erweitern oder gleich die große Inseltour zu buchen. Uns reicht der Besuch der Herreninsel. Eigentliches Ziel sollte heute das Schloss sein, welches sich jedoch nur im Rahmen einer Führung besichtigen lässt. Dank Corona natürlich in reduzierter Gruppenstärke und ohne Möglichkeit einer Online Reservierung. Also runter vom Schiff und Turbomodus eingeschaltet. Wir erreichen als erste die Kassen und ergattern noch drei Plätze für die 10:30 Uhr Führung. Für 9€ pro Person auch ein akzeptabler Preis.

Da uns bis zur Führung noch einige Minuten bleiben spazieren wir ganz gemütlich in Richtung des Schlosses. Das Schloss Herrenchiemsee ist das letzte und wahrscheinlich prunkvollste Schloss Ludwigs II. Zuerst geht‘s durch die opulenten Gartenanlagen und vorbei an einigen Meterhohen Brunnen die in diesem Moment ihr Wasserspiel beginnen.

Schloss Herrenchiemsee

Kurz vor halb elf begeben wir uns zum Hintereingang des Schlosses und werden den beiden Gruppen zugeordnet, natürlich immer unter Wahrung der Abstandsregeln. Bei einer Gruppenstärke von 11 Personen fühlt man sich fast schon wie ein VIP. Da sag mal einer das Corona nichts Gutes hervorbringt. Im gesamten Schloss herrscht natürlich wieder einmal Mundschutzpflicht, für 35 Minuten sollte man das aushalten können.

Unserer Führung beginnt mit der Prunktreppe. So wie alle Räume im Schloss wurde auch dieser dem großen Vorbild, dem Schloss Versailles des Sonnenkönigs Ludwig XIV. nachempfunden. Wir stehen also in mitten des Treppenhauses aus verschieden farbigen Marmor und hören uns einiges über Ludwig den II. an. Interessanterweise diente das Schloss eher als Denkmal ohne praktische Funktion, der größenwahnsinnige König besuchte das Schloss lediglich 7 Mal. Ein Abwohnen der Räume, auch durch Ihn selbst, war nie der Plan gewesen. So wurden bereits kurz nach seinem Tod erste Besucher in das Schloss geführt um den ganzen Prunk zu bestaunen.

Wir setzen unseren Rundgang über die Treppe in das obere Geschoss fort und kommen schließlich in den Hartschiersaal. Die Gemälde zieren hier sogar die Feldzüge des Sonnenkönigs. Der nicht bewohnte, repräsentative Teil des Schlosses setzt sich mit dem ersten und zweiten Vorzimmer fort und geht schließlich in das Paradeschlafzimmer über. Ja … hier lässt es sich sicher gut träumen. Aber so was Banales wie schlafen ist hier ja gar nicht wichtig, das Zimmer sollte vor allem für die erste und letzte Audienz des Tages genutzt werden. Quasi Homeoffice … oder eben Schlafzimmeroffice. Schade dass der wohl prunkvollste Raum des Schlosses nie benutzt wurde.

Die Tour führt weiter zum Beratungssaal und schließlich in die große Spiegelgalerie. Zum ersten Mal bereuen wir wirklich das es uns nicht erlaubt ist Fotos zu machen. Der riesige Raum ist unglaublich. Mit 98 Metern ist der Saal sogar länger als sein Vorbild in Versailles. Er umfasst damit die komplette Gartenfront des Schlosses. Es folgen dann noch die Wohnräume des Königs sowie das Arbeitszimmer. Teilweise dürfen wir auf Grund der Hygienebestimmungen nur langsam hindurch gehen und nicht stehen bleiben. Der nächste Halt ist schließlich das Speisezimmer. Besonderes Augenmerk liegt hier natürlich auf dem großen Lüster aus Meißner Porzellan. Auf Wunsch des Königs wurden sämtliche Modelle vernichtet, um den Lüster zu einem wahren Unikat zu machen. Der Speisetisch steht auf einer Aufzugsplatte. Das ‚Tischlein-deck-dich‘ konnte so durch das Personal gedeckt werden und wurde schließlich per Aufzug in den Speiseraum gekurbelt.

Über das nördliche Treppenhaus geht es schließlich zurück in das Erdgeschoss. Der wohl eindrucksvollste Abschnitt der Tour. Neben all dem Prunk stehen wir nun im nicht vollendeten Teil des Schlosses, dem Rohbau quasi. Im Erdgeschoss sehen wir schließlich noch den Aufzug welches das Tischlein in das Speisezimmer manövriert. Zum Schluss geht es noch durch das Bad, oder besser einen marmorverkleideten Pool, und schließlich in das Ankleidezimmer des Königs. Die Herzen aller Frauen schlugen in diesem Moment hörbar schneller. Nach einer halben Stunde endet die Tour schließlich und lässt uns immer noch mit halb offen stehenden Mündern zurück.

Mit unseren Tickets geht’s noch in das benachbarte König Ludwig II. Museum. Interessant hier vor allem die verschiedenen Bauprojekte des Königs. Vor allem der Idealentwurf, der für die Burg Falkenstein geplant war, lässt uns am Geisteszustand des Königs zweifeln. Nicht umsonst wurde er kurz vor seinem mysteriösen Tod in eine Nervenheilanstalt eingeliefert.

Im Souvenirshop decken wir uns zumindest noch mit ein paar Postkarten der prunkvollen Räume ein und verlassen das Schloss schließlich wieder in Richtung Schiffsanlegestelle. Mit dem Ticket könnte man schließlich noch dem Museum im Augustiner-Chorherrenstift einen Besuch abstatten. Wir entscheiden für die Gaststätte im Schlosshotel, so viel Prunk muss erstmal verdaut werden.

Mit dem Schiff geht es dann auch schon wieder zum Festland zurück. Schön war es hier im ‚Bayrischen Versailles‘. Wir verlassen den Chiemsee schließlich in Richtung Reit im Winkl. Unser nächster Abstecher soll die Winklmoosalm werden, die Heimat der Rosi Mittermeier. Die Alm ist im Sommer über eine Mautstraße zu erreichen. Bei aktuell defektem Kassenautomat und geöffneter Schranke sparen wir die 7€ schon mal. Die Alm  selbst ist Idylle pur, immergrüne Wiesen, grasende Kühe und vereinzelt ein paar Hütten und Almgaststätten. Im Hotel Winklmoosalm kehren wir ein und genießen bei einer Pfannkuchensuppe die Aussicht.

Bei mittlerweile wieder stetigen Dauerregen geht es über die deutsche Alpenstraße bis nach Berchtesgaden und nach Schönau am Königsee. Erster Anlaufpunkt ist hier der Campingplatz Grafenlehen. Mit einer Stellplatzgebühr von 12€ sowie 9,90€ pro Person und zzgl. 2,60€ Kurtaxe pro Person wiederum ein teureres Unterfangen, aber zumindest haben wir noch einen Platz ergattert. Der Regen und auch das nahende Urlaubsende trüben schon die Stimmung. Da es schließlich kein schlechtes Wetter gibt sondern nur unpassende Kleidung, bewaffnen wir uns mit Regenschirmen und machen uns auf dem Königsee Fußweg auf zur nächsten Gaststätte. Fündig werden wir im Gasthaus Unterstein. Ein traditionelles bayrisches Gasthaus mit riesigem Biergarten und Gastraum. Zudem leckeres Essen und guter Service, die bayrische Livemusik die an diesem Abend noch geplant wäre, lassen wir dann aber doch aus und machen den Tisch für die einheimischen Fans frei.

Angekommen am Ziel der deutschen Alpenstraße haben wir heute noch einmal 95,2 km zurückgelegt. Insgesamt liegen somit 500 abwechslungsreiche Kilometer hinter uns. Wie konnten diese nur so schnell vergehen? Der angegebene Zeitaufwand von 5-7 Tagen ist dann aber auch das absolute Minimum. Wir hätten auch gut 10 bis 14 Tage voll packen können. Vor allem wenn man noch Tageswanderungen unternehmen möchte oder sich einige Orte wie die Gegend um den Tegernsee oder auch Berchtesgaden mit dem Salzbergwerk und dem Kehlsteinhaus näher ansehen möchte, sind 7 Tage einfach zu wenig.

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