Tough Mudder Berlin/Brandenburg 2019

30. August 2019

18. September 2019.Gitka.0 Likes.0 Comments

Wohnmobil ausgeräumt, Wohnmobil eingeräumt und weiter geht’s ins beschauliche Brandenburg, welches am ersten Septemberwochenende so gar nicht beschaulich daher kommt. Denn immer dann heißt es, Tough Mudder am Lausitzring, und Tausende Verrückte  bevölkern die Rennstrecke, um durch Schlamm und über Stock und Stein zu kriechen.

Wie auch in den Jahren zuvor wird wiederum die Möglichkeit zum Campen gewährleistet. An gleicher Stelle wie zuletzt vor zwei Jahren, direkt an der Rennstrecke und mit ordentlichen Sanitären Einrichtungen. Wir schlagen unser Domizil mit Wohnmobil, Familienzelt und Vorzelt inklusiven Vorgarten auf und machen es uns erst einmal gemütlich. Morgen früh steht unserer 12. Tough Mudder auf dem Plan. Warum also nicht mal die erste Startwelle mitnehmen und den ersten Tougher Mudder absolvieren. Ja, wir wissen das Tough Mudder eigentlich kein Rennen ist, aber was sollen wir sagen. Es gibt eine Medaille. Mit Zeitmessung gilt es also morgen die Strecke zu bewältigen, aber trotzdem auf die Werte eines Tough Mudders Acht zu geben.

Wir genießen also heute noch den viel zu warmen Sommer Abend, bevor es dann um 6 Uhr, an einem viel zu frühen Sonnabendmorgen losgeht.

Die erste Startwelle, die Tougher Mudder Startwelle beginnt 7:45 Uhr mit dem Warm Up. Davor heißt es erst mal den 20-minütigen Marsch zum Startgelände hinter einen bringen. Wir bekommen unsere Leibchen in welchen ein Chip zur Zeitmessung eingenäht ist und dann sind wir auch schon startklar. Der Tougher Mudder unterscheidet sich dann lediglich durch eine Abwandlung des Gelübdes. Denn natürlich ist das diesmal ein Rennen, aber Teamwork hat trotzdem Vorrang vor der Streckenzeit. Anders als im Vorjahr gibt es nun kein Niederknien der Jungfrauen mehr, was wir doch ziemlich schade finden, denn gerade die Legionäre die das zweite oder dritte Mal dabei sind, hatten sich auf diese Zeremonie schon gefreut.

Pünktlich 8 Uhr fällt dann der Startschuss und wir begeben uns auf die Strecke. Bei jetzt bereits angenehmen Temperaturen, die sich über den Tag noch ins Unerträgliche steigern sollten. Neben der ersten Startwelle hat man noch die Möglichkeit die First Mud Startwelle zu buchen, quasi die erste Startwelle des regulären Tough Mudders. Den Tough Mudder Half gibt es dafür nicht mehr, dafür auch kein Rundensystem, wie wir es noch im letzten Jahr hatten. Für die die sich keinen ganzen Tough Mudder zutrauen gibt es den 5k, gegenüber dem Half ein echter Rückschritt. Aber wir laufen schließlich den Ganzen, mit der vollen Dröhnung Spaß, sodass wir uns darum nicht kümmern müssen.

Die Streckenführung führt uns zunächst durch Feuchtgebiete und schließlich zum Beifang, einen Netz unter welchem man hindurch kriechen muss. Durch zusätzliche Gewichte, ist dieses Hindernis zumindest nicht mehr so lächerlich, wie noch vor einem Jahr. Weiter geht’s zum Huckepack und über die Mud Mile. Uns wird mittlerweile klar dass die Wasserhindernisse heute, bei der bestehenden Außentemperatur, unser Freund sind. Das Feld zieht sich recht schnell auseinander, aber auch beim Tougher Mudder gibt es genügend Mudderkollegen, die einem zur Hilfe eilen.

Das nächste Wasserhindernis kommt zu gleich und zwar in Form des Block Ness Monsters. Gerade dieses ist nur mit Teamwork zu bewältigen und spätestens hier merkt man kaum einen Unterschied zum klassischen Tough Mudder. Weiter durchs Drecksloch und den Kiss of Mud und schließlich zweigt die 5k Strecke ab und wir warten nun auf die ersten neuen Hindernisse. Das lässt dann auch gar nicht lange auf sich warten. Beim Spread Eagle kriecht oder zieht man sich über wacklige Slacklines. Elegant sieht definitiv anders aus. Und wenn man dann noch Scherzkekse hinter einem hat, die das ganze zum Wackeln bringen, wird es eventuell auch noch nass. Aber keine Sorge, seit den Regeländerungen gibt es bei Nichtbestehen eines Hindernisses keine Strafrunden mehr. Den Sinn dahinter sucht man vergebens, denn so kommt man natürlich am schnellsten durch den Parcours, indem man einfach an den Hindernissen vorbei läuft. Aber auch das bringt lediglich eine hübsch glänzende Medaille als Bonus, denn die Preisgelder wurden ebenfalls abgeschafft. Der Sinn des Tougher Mudder Konzeptes erschließt sich uns also nicht wirklich.

Als nächstes zum Tight Squeeze, wiederum ein neues Hindernis, bei welchem man unter einem Rohr hindurch kriechen muss. Nicht mehr aber auch nicht weniger. Nachdem wir unser Holz vor der Hütte wieder abgelegt hatten, geht es weiter zum altbekannten Arctic Enema. Eine Wohltat, wer hätte gedacht dass wir das jemals sagen würden. Bei mittlerweile schon 27°C und Sonne pur, konnten wir sogar ein kleines Schnick Schnack Schnuck Spielchen im Eiswasser ohne Eis veranstalten. Bereits ein paar hundert Meter weiter vermissten wir die Abkühlung bereits.

Als nächstes wartet Hydrophobia auf uns. Wiederum muss man unter Rohren hindurch tauchen, diesmal aber durch Wasser hindurch. Das klingt jetzt nicht besonders schwierig, ist es auch nicht. Die jetzt kommenden Berlin Walls dann schon eher. Da wir alle nicht die Größten sind, sind wir auch hier auf die Hilfe anderer angewiesen.

Nächstes Hindernis ist der Alpha Test zu Texas Holdem. Zu zweit muss man hier über eine wacklige Pyramide balancieren. Hier ist zu sagen, dass ohne Volunteer und ohne entsprechende Erklärungen, die richtige Ausführung eher schwierig war. Wir laufen also erstmal weiter zur Black Widow. Ein gesponnenes Geflecht aus Slacklines welches man hindurch balancieren muss. Das war dann doch ziemlich witzig und verlangt ein klein wenig Geschick.

Wieder ein neues Hindernis und zwar mit dem Namen Overtired. Über Seile klettert man eine Wand hinauf, über Reifen und schließlich auf der anderen Seite wieder herunter. Schönes Hindernis wo ein bisschen Armkraft gefordert ist, vor dem Funky Monkey also genau das richtige. Der Affenkäfig ist auch diesmal wieder kein Erfolgserlebnis. Zu hoch, zu große Stangen oder vielleicht stellen wir uns auch einfach zu dumm an.

Auf uns wartet bereits das nächste neue Hindernis. Leap of Faith, darauf hatten wir uns schon gefreut, aber auch wir wurden durch die Light Variante enttäuscht. Die Idee wäre eigentlich über einen Wassergraben an ein Netzt zu springen, dieses hinauf zu klettern und die Stange auf der anderen Seite hinunter zu klettern. Auch hier wurde, wie bereits in Norddeutschland, das Netz durch ein Seil ausgetauscht und das erschwert die Sache schon um einiges. Wir springen also ab und klatschen ins Wasser. Naja, die Wasserhindernisse sind heute ja unser Freund.

Bereits von weiten kündigen die Schreie das nächste Hindernis an, Entrapment. Über einem, ein Gitter aus Weidezaun, zusätzlich hinunterhängende Elektroschock Schnüre. Das Ganze mit so wenig Platz, das man beim hindurch robben, vor allem auf seinem Allerwertesten aufpassen sollte. Und die Schläge haben es wirklich in sich, die Schreie sind durchaus begründet.

Nach der Berg- und Talfahrt kommen wir zum Augustus Gloop 2.0. Den hatten wir letztes Jahr schon schmerzlich vermisst. Eine abgedeckte, vertikale Kletterwand die durch ein Rohr verläuft und von oben kommt ein Sturzbach an kalten Wasser. Das ist wirklich eine Herausforderung und verlangt einem einiges an Nerven ab. Dann zum The Gauntlet, quasi ein kleiner Ninja Parcour. Zunächst balanciert man einen Balken hinauf, weiter geht’s entweder an einem Baren entlang auf den Unterarmen gestützt oder aber man klemmt sich mit Armen und Beinen zwischen zwei Bretter und bewegt sich seitlich zur anderen Seite. Vorausgesetzt man hat die entsprechende Körpergröße. Dann geht es über Reifen an den man sich von einem zum anderen schwingt und weiter über eine schmale Kante, an welcher man sich ebenfalls entlang hangeln muss. Wessen Unterarme danach nicht zittern, mit dem stimmt doch was nicht.

Weiter geht’s über den Everest, heute mit drei verschiedenen Schwierigkeitsstufen, eine kleine Variante, eine normal hohe Variante mit Kante und die Standard Variante mit Matte am Ende. Auch hier warten zahlreiche Mudder um einen, wenn nötig, nach oben zu ziehen. Nachdem wir auch das geschafft hatten, geht es zum Mudderhorn. Und hier muss man tatsächlich schwindelfrei sein.  Über eine Brett geht es zunächst auf das Netzt und schließlich geht es steil nach oben. Mit über 7,50 m das höchste Tough Mudder Hindernis, was bisher aufgebaut wurde. Als letztes geht es schließlich durch die Elektroschock Therapy ins Ziel.

Am Ende steht eine Zeit von 2 Stunden und 38 Minuten auf der Ergebnisliste. Wir erhalten das obligatorische Finisher Shirt, ein Tougher Mudder Headband und auch unser Legionärsheadband, feierlich überreicht von den Mudder Guide Kollegen und eben welche Medaille, für welche wir das alles überhaupt getan haben. Kleiner Kritikpunkt noch an die Finisher Shirts. Diese enthalten keinerlei Unterscheidung mehr zwischen Tougher Mudder, Tough Mudder oder eben auch 5k und das ist schon ein ordentlicher Rückschritt. Insgesamt hat man schon den Eindruck, dass an jeder Stelle versucht wird Geld einzusparen. Die Headbands haben schon seit Jahren keine Jahreszahlen mehr und ein Finisher Bier suchen wir diesmal auch vergebens. Ein kleines, alkoholfreies Radler ist KEIN Finisher-Bier. Bei Startgeldern von mindestens 60€ fragt man sich schon, wo das ganze Geld hinfließt. Die sich mittlerweile einschleichende Massenabfertigung, lässt einen an den Tough Mudder in den USA denken.

Aber genug an Negativem Genörgel. Besonders hervorzuheben dieses Jahr, ist die große Dichte an neuen Hindernissen. Auch wenn nicht jedes eine unglaubliche Herausforderung darstellt, ist es doch super sich auszuprobieren und was Neues zu wagen. Bitte weiter so.

Der Vorteil des Campingplatzes sind schließlich die warmen Duschen. Bei mittlerweile 30°C genießen wir noch etwas die Stimmung im Mudder Village und machen uns schließlich auf den Marsch zum Campinggelände. Auch hier ist eine super Organisation hervorzuheben. Die sanitären Einrichtungen waren sauber und wurden auch zwischen den Tagen gereinigt. Top. Den Rest des Tages verbringen wir wiederum im Mudder Village. Die Hitze macht uns hier aber schon zu schaffen. Bei brütender Hitze werden immer noch Startwellen los geschickt und schattige Plätze sucht man leider vergebens. Ziemlich platt schleppen wir uns also wieder zurück zum Campingplatz. Vielen Dank an den netten Volunteer, der uns auf der Strecke aufgelesen hat und zum Platz gebracht hat. Wir wären sonst wahrscheinlich noch immer unterwegs.

Der Abend endet schließlich feucht fröhlich. Und der Sonntag beginnt gemütlich nach einer erholsamen Nacht und mit einem üppigen Frühstück. Jetzt ist der Urlaub aber wirklich beendet. Wir sehen uns beim nächsten Tough Mudder 2020.

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