Red Bull 400 Bischofshofen

24. August 2019

4. Juli 2020.Gitka.0 Likes.0 Comments

Heute dann also Tag der Bekloppten. Ja ich zähle mich selbst dazu, denn um eine Schanze auf der sich Skiflugadler sonst in Gegenrichtung hinunter wagen, 400 m bergauf zu gehen, muss man schon ne ziemliche Klatsche haben. Hinzukommen Steigungswinkel bis maximal 79% die dann nur noch auf allen Vieren zu bewältigen sind.

Zunächst verbringen wir einen ganz gemütlichen Vormittag in St. Gilgen. Das kleine Städtchen ist malerisch direkt am Wolfgangsee gelegen und bietet eine nette Seepromenade, ein kleines gemütliches Zentrum und heute auch den Samstag stattfindenden Bauernmarkt.

St. Gilgen

Wir schlendern also noch mal gemütlich durch das Städtchen, genießen mit einem Eis in der Hand die Sonne bevor es schließlich in das ca. eine Stunde entfernte Bischofshofen zur Paul-Ausserleitner Schanze geht.

Ca. 1700 Teilnehmer werden erwartet, der Eintritt für Zuschauer ist frei und denen wird hier schon einiges geboten. Die meisten reagieren aber vor allem mit Kopfschütteln. Das Eventgelände ist schon gut gefüllt und in der bereits brütenden Vormittagshitze suchen wir nach den noch wenigen schattigen Plätzen.

Paul-Ausserleitner Schanze, Bischofshofen

14:10 Uhr geht’s los mit dem ersten Vorlauf der Frauen. Bereits seit 11 Uhr sind die Männer auf insgesamt 12 Vorläufen unterwegs. Neben den Einzelstartern gibt es zudem die Staffelläufe und die Firefighter Staffeln. Das Event selbst ist top organisiert. Der Zeitplan wird penibel genau eingehalten. Vor dem Lauf hat man die Möglichkeit sich in der Warm Up Area aufzuwärmen, zu lockern oder eben nur angsterfüllt die Schanze zu betrachten. Die schlimmste Zeit ist schließlich diese eine letzte Minute vor dem Start. Dieser Moment wenn du nach oben starrst und dir denkst: Warum zum Teufel tue ich mir das an.

Dann ertönt der Startschuss und es heißt nur noch Du und die Schanze. Das erste Stück geht flott, leicht bergab, bevor es schließlich auf den Matten den Auslaufhang hinauf geht. Nach den ersten 100m erreicht man das Netz welches über den Hang gelegt wurde um sich daran festzuhalten. Das braucht man schließlich auch, denn aus dem lockeren Jogging Schritt wird recht schnell ein langsamer Trab und schließlich kriecht man auf allen Vieren den steilen Hang hinauf. Der Puls rast, Schweiß fließt in strömen und die Waden krampfen sich schmerzhaft zusammen.

Über eine Treppe gelangt man auf den Schanzentisch. Hier geben meine Beine fast nach und ich muss mich mit aller Kraft am Geländer festhalten um weiter laufen zu können. Weiter geht’s über die Anlaufspur. Hier wurden in regelmäßigen Abständen Holzleisten angebracht um den Anstieg zu erleichtern. Noch 50 m … ich bin schon völlig fertig … noch 10 m … die kommen einem vor wie 10 km … noch 3 m … ich schleppe mich über die Ziellinie und breche auf der Matte zusammen.

Die letzten Kräfte werden noch einmal mobilisiert um aus dem Anlaufhäuschen nach unten zu steigen. Meine Waden wollen da schon nicht mehr wie ich möchte. Völlig entkräftet brauch ich schließlich einiges an Zeit um mich zu erholen. Eine gefühlte Ewigkeit und einige Schwindelattacken später hol ich mir meine Medaille und wage den langsamen Abstieg.

Mit einer Zeit von 6:39 min qualifiziere ich mich als 35. von insgesamt 167 Frauen für das Finale. Unzufrieden mit dem Ausgang des Rennens und selbst eine Stunde nach dem Vorlauf noch immer völlig fertig brauche ich lange um mich zu entscheiden noch einmal hoch zulaufen oder nicht. 17 Uhr schließlich, keine 20 Minuten vor dem Lauf wage ich mich noch einmal in den Startbereich. Das Ziel ist es diesmal es nicht zu übertreiben, nachdem ich im Vorlauf schon auf den ersten Metern überpaced hatte werde ich es diesmal ruhiger angehen lassen. Und wenn es gar nicht anders geht, gibt’s immer noch die Option Aufzugeben (Anmerkung der Redaktion: DNF war in meinem Fall noch nie eine Option gewesen). 

Also an der Startlinie aufgestellt. Die Titelanwärterin macht gerade noch ihre 10 x 50 m Sprints zum aufwärmen … Ja dazu fällt mir jetzt auch nichts ein. Countdown … 3 … 2 … 1 … und los.

Die neue Taktik macht sich schließlich bemerkbar. Zwar überholen mich auf den ersten paar Metern mehr Frauen als im Vorlauf aber dafür schaffe ich es ruhig und gleichmäßig bis zum Schanzentisch und kann mich an der Anlaufspur sofort aufrichten und weiter laufen. Und hier lässt man sich schließlich nicht mehr aufhalten, die Ziellinie vor Augen geht es Meter für Meter nach oben, angepeitscht durch die Zuschauer an der Schanze, welche einen die Schanze hoch brüllen. Und schließlich sind sogar noch Kraftreserven übrig um auf den letzten 10 m andere schwer keuchende Mitstreiter zu überholen und über die Ziellinie zu hechten. Völlig im Endorphin Rausch verlassen ich quasi in Bestzeit den Zielbereich und mache mich auf dem Weg nach unten. Ja es war verdammt anstrengend und niemand hat so Recht verstanden warum ich da noch ein zweites Mal hoch musste, wem ich da was beweisen wollte? Aber am Schluss war es ein unglaubliches Rennen, eben die 400 härtesten Meter der Welt und ich habe sie als schlussendlich 29. Frau erklommen.   

Zum Abschluss des Tages geht es ins Schwungradl in Pfarrwerfen. Ich könnte jetzt gut ein ganzen Schwein verdrücken und genau das tun wir dann auch, naja fast.

Add comment

Proudly powered by WordPress & Hedy Theme by IshYoBoy.com